Ich lebe jetzt seit etwas mehr als drei Monaten in der Community. Die Arbeit hier hat mir von dem ersten Moment an SpaĂ gemacht und ich bin sehr glĂŒcklich hier. Aber nach einer oder zwei Wochen, begann ich neben den tollen Sachen so langsam auch die nicht so positiven Seiten zu sehen. Die Arbeit mit den Companions ist teilweise sehr anstrengend. Und manchmal ist man genervt von dem Verhalten einzelner Companions oder der Tag ist zu lang.
Und ich habe gemerkt, dass ich etwas viel mehr zu schĂ€tzen lerne: “These little things”. Was meine ich damit? Es sind kleine Dinge, die Companions (zurĂŒck-)geben, mir damit den Tag erleichtern und mir ein LĂ€cheln auf die Lippen zaubern. Damit meine ich nicht etwas materielles. Nein, es kann ein LĂ€cheln, ein Satz oder eine besonderes Verhalten sein. Es sind Dinge, die fĂŒr andere vielleicht keine spezielle Bedeutung haben, aber wenn man die Companions kennt und weiĂ wie sich sich gröĂtenteils verhalten, dann gibt es nichts schöneres. Ich glaube ich will ein paar Beispiele geben:
1) Einer der  Companions mit Down-Syndrom hat ein unglaublich sĂŒĂes LĂ€cheln. Er hat ein “normales” LĂ€cheln, was auch schon sĂŒĂ ist.  Aber dann hat er dieses andere LĂ€cheln. WĂ€hrend des LĂ€chelns zwinkert er und schnalzt dazu. Das klingt jetzt relativ gewöhnlich, aber seine Art dazu macht es zu etwas sehr besonderem. Und dazu kommt, dass viele dieses LĂ€cheln nicht kennen. Er schenkt dieses LĂ€cheln nur Menschen, mit denen er mehr zu tun hat und die er gerne mag. Und die Tatsache, dass er es mir schenkt, macht es umso besonderer.
2) Es gibt einen Companion mit “Fragil X Syndrom”. Durch dieses Syndrom hat er auch autistische ZĂŒge. Er braucht immer “1 to 1 support” und ist gewöhnlich schĂŒchtern im Umgang mit Menschen mit denen er nicht viel zu tun hat. Ich arbeite nie mit ihm zusammen und bin auch in keinem Workshop mit ihm, daher habe ich eigentlich keine besondere Beziehung zu ihm. Und trotzdem freut er sich jedes Mal, wenn er mich sieht. Er lĂ€chelt mich mit einem breiten Grinsen an und winkt in seiner Art mir zu. Und er freut sich riesig, wenn ich sein Winken erwidere oder eins seiner Zeichen nachahme.
3) Vor ein oder zwei Wochen hatten zwei Companions wĂ€hrend der Tea break im Workshop eine kleine Auseinandersetzung. Und obwohl sie sich danach eigentlich wieder vertragen haben, hat der eine angefangen zu weinen. Es ist bisher schon relativ oft vorgekommen, dass dieser Companion im Workshop geweint hat. Das hat fast immer unterschiedliche GrĂŒnde, aber unabhĂ€ngig vom Grund war es kaum möglich ihn zu trösten. Nach einiger Zeit hat er von selber aufgehört zu weinen und es war alles wieder gut. Der Workshop Co-ordinator, war zu der Zeit mit einem anderem Companion beschĂ€ftigt und konnte daher nicht wirklich fĂŒr ihn da sein. Also habe ich mich dann gegenĂŒber von ihm gesetzt und gefragt, was los ist. ZunĂ€chst hat er in seiner ĂŒblichen Art gesagt, dass alles okay sei. Ich habe jedoch nochmal nachgefragt, was der Grund fĂŒr sein Weinen ist. Und dann nahm er meine HĂ€nde und guckte mich an und meinte: “I don’t like when somebody screams at me.” Und dieses war das erste Mal, dass er in so einem Moment wirklich geredet hat, geschweige denn meine HĂ€nde genommen hat. Ich kann jetzt nicht alles wiederholen, was ich dann gesagt habe, aber letztendlich konnte ich ihn relativ trösten. Und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass wir wieder vom “tea break room” zum “pottery room” gehen, damit er weiter “modeling” machen kann. Die anderen waren alle noch im tea break room und so habe ich mich neben ihm gesetzt und ihm beim Figuren machen zugesehen. Nach ca 5-10 min meinte er aus dem Nichts zu mir: “I’m fine again. Thank you!” und gab mir mit diesen Worten eine Umarmung. Dieser Moment war mit eine der schönsten Situationen bis jetzt hier. Es ist nur etwas ganz kleines und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Companion weiĂ, was er mir damit gegeben hat, aber er hat mich fĂŒr den ganzen Tag glĂŒcklich gemacht!
Ich könnte noch soviel mehr Beispiele aufzĂ€hlen. Denn in einem sind die Companions wirklich gut: Diese kleinen Dinge einem fĂŒr die ganze Arbeit zu geben. Ich schreibe diesen Blogpost mit einem LĂ€cheln auf den Lippen und einem unglaublich gutem GefĂŒhl in mir, denn ich denke an all diese kleinen Momente. Wenn man die Companions nicht kennt, dann ist es gut möglich, dass diese Dinge kaum etwas bedeuten und nicht wertgeschĂ€tzt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch meine Beispiele nicht wirklich besonders klingen. Aber wenn man die Companions kennt und weiĂ, wie ihre Art ist, dann ist es besonders!
Ich weiĂ nicht sicher, ob ich vorher die kleinen Dinge im Alltag so wertgeschĂ€tzt habe, aber ich bin sehr dankbar dafĂŒr, dass ich das lernen durfte.
Jedem, der das liest wĂŒnsche ich, einen Moment innezuhalten und ĂŒber “those little things” nachzudenken. Es ist definitiv wert, darauf mehr zu achten. Denn sie geben einem ein unglaubliches GefĂŒhl und versĂŒĂes jeden noch so nervigen Tag!