My Gap Year

These little things   -  Thursday, Dec 11th, 2014

Ich lebe jetzt seit etwas mehr als drei Monaten in der Community. Die Arbeit hier hat mir von dem ersten Moment an Spaß gemacht und ich bin sehr glücklich hier. Aber nach einer oder zwei Wochen, begann ich neben den tollen Sachen so langsam auch die nicht so positiven Seiten zu sehen. Die Arbeit mit den Companions ist teilweise sehr anstrengend. Und manchmal ist man genervt von dem Verhalten einzelner Companions oder der Tag ist zu lang.

Und ich habe gemerkt, dass ich etwas viel mehr zu schätzen lerne: “These little things”. Was meine ich damit? Es sind kleine Dinge, die Companions (zurück-)geben, mir damit den Tag erleichtern und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Damit meine ich nicht etwas materielles. Nein, es kann ein Lächeln, ein Satz oder eine besonderes Verhalten sein. Es sind Dinge, die für andere vielleicht keine spezielle Bedeutung haben, aber wenn man die Companions kennt und weiß wie sich sich größtenteils verhalten, dann gibt es nichts schöneres. Ich glaube ich will ein paar Beispiele geben:

1) Einer der  Companions mit Down-Syndrom hat ein unglaublich süßes Lächeln. Er hat ein “normales” Lächeln, was auch schon süß ist.  Aber dann hat er dieses andere Lächeln. Während des Lächelns zwinkert er und schnalzt dazu. Das klingt jetzt relativ gewöhnlich, aber seine Art dazu macht es zu etwas sehr besonderem. Und dazu kommt, dass viele dieses Lächeln nicht kennen. Er schenkt dieses Lächeln nur Menschen, mit denen er mehr zu tun hat und die er gerne mag. Und die Tatsache, dass er es mir schenkt, macht es umso besonderer.

2) Es gibt einen Companion mit “Fragil X Syndrom”. Durch dieses Syndrom hat er auch autistische Züge. Er braucht immer “1 to 1 support” und ist gewöhnlich schüchtern im Umgang mit Menschen mit denen er nicht viel zu tun hat. Ich arbeite nie mit ihm zusammen und bin auch in keinem Workshop mit ihm, daher habe ich eigentlich keine besondere Beziehung zu ihm. Und trotzdem freut er sich jedes Mal, wenn er mich sieht. Er lächelt mich mit einem breiten Grinsen an und winkt in seiner Art mir zu. Und er freut sich riesig, wenn ich sein Winken erwidere oder eins seiner Zeichen nachahme.

3) Vor ein oder zwei Wochen hatten zwei Companions während der Tea break im Workshop eine kleine Auseinandersetzung. Und obwohl sie sich danach eigentlich wieder vertragen haben, hat der eine angefangen zu weinen. Es ist bisher schon relativ oft vorgekommen, dass dieser Companion im Workshop geweint hat. Das hat fast immer unterschiedliche Gründe, aber unabhängig vom Grund war es kaum möglich ihn zu trösten. Nach einiger Zeit hat er von selber aufgehört zu weinen und es war alles wieder gut. Der Workshop Co-ordinator, war zu der Zeit mit einem anderem Companion beschäftigt und konnte daher nicht wirklich für ihn da sein. Also habe ich mich dann gegenüber von ihm gesetzt und gefragt, was los ist. Zunächst hat er in seiner üblichen Art gesagt, dass alles okay sei. Ich habe jedoch nochmal nachgefragt, was der Grund für sein Weinen ist. Und dann nahm er meine Hände und guckte mich an und meinte: “I don’t like when somebody screams at me.” Und dieses war das erste Mal, dass er in so einem Moment wirklich geredet hat, geschweige denn meine Hände genommen hat. Ich kann jetzt nicht alles wiederholen, was ich dann gesagt habe, aber letztendlich konnte ich ihn relativ trösten. Und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass wir wieder vom “tea break room” zum “pottery room” gehen, damit er weiter “modeling” machen kann. Die anderen waren alle noch im tea break room und so habe ich mich neben ihm gesetzt und ihm beim Figuren machen zugesehen. Nach ca 5-10 min meinte er aus dem Nichts zu mir: “I’m fine again. Thank you!” und gab mir mit diesen Worten eine Umarmung. Dieser Moment war mit eine der schönsten Situationen bis jetzt hier. Es ist nur etwas ganz kleines und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Companion weiß, was er mir damit gegeben hat, aber er hat mich für den ganzen Tag glücklich gemacht!

 

Ich könnte noch soviel mehr Beispiele aufzählen. Denn in einem sind die Companions wirklich gut: Diese kleinen Dinge einem für die ganze Arbeit zu geben. Ich schreibe diesen Blogpost mit einem Lächeln auf den Lippen und einem unglaublich gutem Gefühl in mir, denn ich denke an all diese kleinen Momente. Wenn man die Companions nicht kennt, dann ist es gut möglich, dass diese Dinge kaum etwas bedeuten und nicht wertgeschätzt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch meine Beispiele nicht wirklich besonders klingen. Aber wenn man die Companions kennt und weiß, wie ihre Art ist, dann ist es besonders!

Ich weiß nicht sicher, ob ich vorher die kleinen Dinge im Alltag so wertgeschätzt habe, aber ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das lernen durfte.

Jedem, der das liest wünsche ich, einen Moment innezuhalten und über “those little things” nachzudenken. Es ist definitiv wert, darauf mehr zu achten. Denn sie geben einem ein unglaubliches Gefühl und versüßes jeden noch so nervigen Tag!