My Gap Year

Archive for December, 2014

These little things

Ich lebe jetzt seit etwas mehr als drei Monaten in der Community. Die Arbeit hier hat mir von dem ersten Moment an Spaß gemacht und ich bin sehr glĂŒcklich hier. Aber nach einer oder zwei Wochen, begann ich neben den tollen Sachen so langsam auch die nicht so positiven Seiten zu sehen. Die Arbeit mit den Companions ist teilweise sehr anstrengend. Und manchmal ist man genervt von dem Verhalten einzelner Companions oder der Tag ist zu lang.

Und ich habe gemerkt, dass ich etwas viel mehr zu schĂ€tzen lerne: “These little things”. Was meine ich damit? Es sind kleine Dinge, die Companions (zurĂŒck-)geben, mir damit den Tag erleichtern und mir ein LĂ€cheln auf die Lippen zaubern. Damit meine ich nicht etwas materielles. Nein, es kann ein LĂ€cheln, ein Satz oder eine besonderes Verhalten sein. Es sind Dinge, die fĂŒr andere vielleicht keine spezielle Bedeutung haben, aber wenn man die Companions kennt und weiß wie sich sich grĂ¶ĂŸtenteils verhalten, dann gibt es nichts schöneres. Ich glaube ich will ein paar Beispiele geben:

1) Einer der  Companions mit Down-Syndrom hat ein unglaublich sĂŒĂŸes LĂ€cheln. Er hat ein “normales” LĂ€cheln, was auch schon sĂŒĂŸ ist.  Aber dann hat er dieses andere LĂ€cheln. WĂ€hrend des LĂ€chelns zwinkert er und schnalzt dazu. Das klingt jetzt relativ gewöhnlich, aber seine Art dazu macht es zu etwas sehr besonderem. Und dazu kommt, dass viele dieses LĂ€cheln nicht kennen. Er schenkt dieses LĂ€cheln nur Menschen, mit denen er mehr zu tun hat und die er gerne mag. Und die Tatsache, dass er es mir schenkt, macht es umso besonderer.

2) Es gibt einen Companion mit “Fragil X Syndrom”. Durch dieses Syndrom hat er auch autistische ZĂŒge. Er braucht immer “1 to 1 support” und ist gewöhnlich schĂŒchtern im Umgang mit Menschen mit denen er nicht viel zu tun hat. Ich arbeite nie mit ihm zusammen und bin auch in keinem Workshop mit ihm, daher habe ich eigentlich keine besondere Beziehung zu ihm. Und trotzdem freut er sich jedes Mal, wenn er mich sieht. Er lĂ€chelt mich mit einem breiten Grinsen an und winkt in seiner Art mir zu. Und er freut sich riesig, wenn ich sein Winken erwidere oder eins seiner Zeichen nachahme.

3) Vor ein oder zwei Wochen hatten zwei Companions wĂ€hrend der Tea break im Workshop eine kleine Auseinandersetzung. Und obwohl sie sich danach eigentlich wieder vertragen haben, hat der eine angefangen zu weinen. Es ist bisher schon relativ oft vorgekommen, dass dieser Companion im Workshop geweint hat. Das hat fast immer unterschiedliche GrĂŒnde, aber unabhĂ€ngig vom Grund war es kaum möglich ihn zu trösten. Nach einiger Zeit hat er von selber aufgehört zu weinen und es war alles wieder gut. Der Workshop Co-ordinator, war zu der Zeit mit einem anderem Companion beschĂ€ftigt und konnte daher nicht wirklich fĂŒr ihn da sein. Also habe ich mich dann gegenĂŒber von ihm gesetzt und gefragt, was los ist. ZunĂ€chst hat er in seiner ĂŒblichen Art gesagt, dass alles okay sei. Ich habe jedoch nochmal nachgefragt, was der Grund fĂŒr sein Weinen ist. Und dann nahm er meine HĂ€nde und guckte mich an und meinte: “I don’t like when somebody screams at me.” Und dieses war das erste Mal, dass er in so einem Moment wirklich geredet hat, geschweige denn meine HĂ€nde genommen hat. Ich kann jetzt nicht alles wiederholen, was ich dann gesagt habe, aber letztendlich konnte ich ihn relativ trösten. Und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass wir wieder vom “tea break room” zum “pottery room” gehen, damit er weiter “modeling” machen kann. Die anderen waren alle noch im tea break room und so habe ich mich neben ihm gesetzt und ihm beim Figuren machen zugesehen. Nach ca 5-10 min meinte er aus dem Nichts zu mir: “I’m fine again. Thank you!” und gab mir mit diesen Worten eine Umarmung. Dieser Moment war mit eine der schönsten Situationen bis jetzt hier. Es ist nur etwas ganz kleines und ich bin mir nicht sicher, ob dieser Companion weiß, was er mir damit gegeben hat, aber er hat mich fĂŒr den ganzen Tag glĂŒcklich gemacht!

 

Ich könnte noch soviel mehr Beispiele aufzĂ€hlen. Denn in einem sind die Companions wirklich gut: Diese kleinen Dinge einem fĂŒr die ganze Arbeit zu geben. Ich schreibe diesen Blogpost mit einem LĂ€cheln auf den Lippen und einem unglaublich gutem GefĂŒhl in mir, denn ich denke an all diese kleinen Momente. Wenn man die Companions nicht kennt, dann ist es gut möglich, dass diese Dinge kaum etwas bedeuten und nicht wertgeschĂ€tzt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch meine Beispiele nicht wirklich besonders klingen. Aber wenn man die Companions kennt und weiß, wie ihre Art ist, dann ist es besonders!

Ich weiß nicht sicher, ob ich vorher die kleinen Dinge im Alltag so wertgeschĂ€tzt habe, aber ich bin sehr dankbar dafĂŒr, dass ich das lernen durfte.

Jedem, der das liest wĂŒnsche ich, einen Moment innezuhalten und ĂŒber “those little things” nachzudenken. Es ist definitiv wert, darauf mehr zu achten. Denn sie geben einem ein unglaubliches GefĂŒhl und versĂŒĂŸes jeden noch so nervigen Tag!


The start of Christmas: Adventgarden

Die Tage werden kĂŒrzer, die NĂ€chte dunkler und lĂ€nger und es beginnt die Zeit, selber mit einem Licht die Dunkelheit zu erleuchten. Nach der Waldorf-Tadition hatten wir gestern, am ersten Advent, den “Adventgarden”. Es gibt (meines Wissens nach) keine besondere Bedeutung, doch das Zusammenkommen am ersten Adventsabend ist Bedeutung genug. Und es hat auf die Weihnachtszeit perfekt eingestimmt.

In unserem großen “Morning Gathering Room” wurde fĂŒr den “Adventgarden” eine Spirale aus Moos auf den Boden ausgelegt. Dieses war bestĂŒckt mit mehreren Kristallen, die spĂ€ter im Kerzenlicht funkelten. Wir hatten eine etwas aufwendigere Art der Spirale, da es nicht fĂŒr Kinder, sondern fĂŒr Erwachsene gedacht war. Daher hatten wir an beiden Enden der Spirale einen mit Efeu beschmĂŒckten Baumstumpf mit jeweils einer großen Kerze, anstatt eine in der Mitte der Spirale.

Vor Beginn des Laufs war der ganze Raum dunkel und nur die beiden Kerzen erleuchteten etwas den Raum. Nach und nach trafen Companions, Co-worker, andere Mitglieder der Community und Eltern ein. Keiner hat geredet und es herrschte eine faszinierende Stille im Raum. Als alle da waren, wurde der Abend mit einem Gedicht eingeleitet. Und dann liefen zwei “support worker” das erste Mal die Spirale. Sie haben sich jeder an einem Ende der Spirale gestellt und eine der vorbereiteten Kerzen genommen. Diese standen neben der großen Kerze und hatten als KerzenstĂ€nder einen roten Apfel.

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider ist die QualitĂ€t des Bildes sehr schlecht, da es, wie gesagt, sehr dunkel war und die Bedingungen fĂŒr ein gutes Foto nicht gegeben waren. Trotzdem wollte ich ein Bild von der Spirale zu Beginn zeigen.

Die Kerzen wurden angezĂŒndet und dann sind sie begleitet von sanfter Harfen Musik und einzelnen GlockenschlĂ€gen die Spirale entlang gegangen. In der Mitte trafen sie sich und haben sich gegenseitig die Kerzen ĂŒberreicht. Nach der Übergabe wurde die Kerze beliebig auf dem Moos abgestellt.

Und nach diesem Prinzip verlief dann der ganze Abend und jeder hat einmal den Gang durch die Spirale gemacht. Der Raum wurde nach und nach immer mehr erleuchtet und erstrahlte im Licht der Kerzen. Die Stimmung war unglaublich schön, es war ein faszinierender Prozess,  wie aus einem dunklem Raum ein helles Lichtermeer entstanden ist. Zwischen drinnen haben wir dann noch einige Adventslieder gesungen, was so richtig auf Weihnacht eingestimmt hat.

Es war leider nicht erlaubt, Bilder wĂ€hrend des Festes zu machen, daher habe ich keine Bilder von den Zwischenstadium, aber die Lichterpracht am Schluss ist schön genug: OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAUnd das die Kerze, die ich hingestellt habe.Â